Mit dem Segen von Seiner Eminenz Antonij, dem Metropoliten von West- und Mitteleuropa gedachte die bulgarische orthodoxe Gemeinde in Hamburg-Eilbek am 24. Mai 2024 mit einem festlichen Gebetsgottesdienst ihrer Schutzpatrone, der apostelgleichen Gebrüder Kyrill und Methodius. Am 26. Mai wurden die Feierlichkeiten mit einer offenen Gesprächsrunde mit Herrn Stefan Harkov, Forscher an der Universität in Schumen „Bischof Konstantin Preslavsky“, fortgesetzt.

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Es besteht kein Zweifel daran, dass die Ergebnisse der Arbeit der heiligen Brüder tiefe historische Spuren hinterlassen und die Grenzen der christlichen Welt entscheidend erweitert haben, und wegen der besonderen Stellung des Ersten Bulgarischen Königreichs in diesen Ereignissen wird der 11. Mai (24. Mai im gregorianischen Kalender) zu Recht als bulgarischer Feiertag betrachtet. Mit diesen Worten eröffnete Professor Harkov am Sonntag nach der Heiligen Liturgie seinen Vortrag zum Thema „Aus dem schöpferischen Erbe der heiligen Brüder Kyrill und Methodius: Hymnographie und Musik“.
Die christliche Theologie entwickelt sich aus dem geschriebenen Wort und dem Wissen. Aufbauend auf dieser Wahrheit des Evangeliums („Im Anfang war das Wort“, Johannes 1,1) entstand die christliche Welt als eine Kultur des Wortes. Diese Perspektive hilft uns heute die Bedeutung der Übersetzungen der liturgischen Bücher durch das neue grafische System, das wir als glagolitisches Alphabet kennen, richtig einzuschätzen.
Aus einer Reihe von Gründen ist davon auszugehen, dass dessen erste Fassung bereits in den 50er Jahren des 9. Jahrhunderts von Kyrill dem Philosophen während seines Aufenthalts und seiner Studien an der Magnaura-Schule ausgearbeitet wurde. Damals begannen die Übersetzungen von großen Mengen liturgischer Texte - die Sequenzen nach den Typiken, die Verse, die Psalmen. Die Heiligen Brüder setzten diese Arbeit während ihrer Missionen zur Christianisierung der Chasaren (860), der Alanen (861), der Großmährer (862-865), in Pannonien (867) und Rom (867-868) fort.
Neben den kirchlichen und politischen Aufgaben, die von den Patriarchen von Konstantinopel in Auftrag gegeben wurden, bestand der wesentliche Beitrag in geistlicher Hinsicht in der hymnographischen Arbeit, d. h. in der Entwicklung eines Systems von Regeln für die Abfassung von Lobpreistexten für die Liturgie. Aus dieser Perspektive ergibt sich konsequent auch das Interesse des Kirchenlaien an glagolitischen Gesängen. Die vorhandenen Quellen, wie die Keramiktafel von Preslav, machen es schwierig, den authentischen Klang zu rekonstruieren. Es gibt Rekonstruktionsversuche, wie zum Beispiel den Kanon zum Fest des Heiligen Demetrios von Thessaloniki, gesungen vom Chor des Heiligen Johannes von Kukuzel. Stefan Harkov bot zum Abschluss eine Hörprobe des Lobgesangs auf den Heiligen.

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Das Wirken der Heiligen Gleichen Apostel ist ein Thema, das in der Regel auf echtes Interesse an diesen „goldenen Seiten“ der bulgarischen Geschichte stößt. Mit seiner einnehmenden Vortragsweise brachte Stefan Herkov die Zuhörenden dazu, sich aktiv mit Verständnisfragen und Kommentaren am Vortrag zu beteiligen. Das Ergebnis war ein lebhaftes Gespräch, bei dem sich sowohl der Vortragende als auch die Diskutierenden gemeinsam bemühten, die wichtigsten Etappen im Leben der apostelgleichen Brüder rekonstruieren. Es ist das Bewusstsein, dass der Heilige Geist Gottes durch diese beiden heiligen Männer gewirkt hat, das uns heute hilft, die Unvergänglichkeit und Relevanz ihrer Mission in Deutschland zu begreifen.

Seit ihrer Gründung im Jahr 2007 legt die orthodoxe Gemeinde in Hamburg „Die Heiligen Kyrill und Methodius“ Zeugnis von dieser Mission. Es ist unbestreitbar, dass sie dringend gebraucht wird. In Hamburg und den nördlichen Bundesländern leben mehr als 60.000 unserer Landsleute, um deren geistliches Leben sich auch Vater Jakob als Priester der Gemeinde Hamburg-Eilbek innerhalb der west- und mitteleuropäischen Diözese der Bulgarisch-Orthodoxen Kirche – Bulgarisches Patriarchat – kümmert. Neben dem Aufenthalt von bulgarischen Bürgern in der Stadt - dauerhaft oder kurzzeitig - ist ein weiterer Faktor für die Entwicklung der Missionsarbeit die anhaltende Tendenz des Rückgangs der Zahl der Christen in der Stadt. Es ist eine traurige Tatsache, dass sich nur noch ein Drittel der Einwohner Hamburgs als Christen bezeichnen. Erfreulich ist dagegen der kontinuierliche Anstieg der Zahl der orthodoxen Christen in den orthodoxen Ortskirchen Griechenlands, Rumäniens, der Ukraine, Serbiens, Georgiens, Russlands u.a. in den letzten Jahrzehnten, der durch die verstärkte Migration aus diesen traditionell orthodoxen Ländern zu erklären ist.

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Die positive Wirkung orthodoxer Gemeinden in Hamburg auf die Integration von Neuankömmlingen in der Stadt wurde 2019 sowohl von den örtlichen Behörden als auch von der örtlichen evangelischen Kirche anerkannt, die der bulgarisch-orthodoxen Gemeinde die Osterkirche in Eilbek zur dauerhaften Nutzung überlassen hat. Im Laufe der Zeit haben orthodoxe Christen verschiedener Nationalitäten das Gotteshaus sowohl als Gebets- als auch als Versammlungsort anerkannt. Die Kirche erfüllt somit eine soziale Funktion als natürlicher Motor der Integration.

Autor: Dr. Christo Karabadjakov
Übersetzerin: Velina Weber